Dienstag, 5. Oktober 2010

Shenyang & Harbin

Am Wochenende haben wir einen kleinen Trip über Shenyang nach Harbin gemacht. Shenyang ist die Provinzhauptstadt der Provinz Liaoning und mit ca. 9 Millionen Einwohnern auf jeden Fall einen Besuch wert. Unser Ziel Harbin, ist die Hauptstadt der nördlichsten Provinz und aufgrund seiner Nähe zu Russland nicht nur etwas geringer temperiert, sondern auch von vielen verschiedenen kulturellen Einflüssen geprägt.
Nach einem sehr anstrengenden Donnerstag (Examination & Party) ging es am Freitag um 19 Uhr erst mal nach Shenyang. Die 4,5 stündige Fahrt war aufgrund geselliger Mitreisender und einer guten Platzwahl recht kurzweilig.



Um 0:30 Uhr haben wir dann in unserem Hostel eingecheckt und hatten direkt mal den ersten großen Spaß des Abends. Die Bilder im Internet sahen so schön aus… und dann sowas! Geschlafen haben wir – aufgrund etwas schimmeliger Umstände in unseren Klamotten auf den Bettdecken. Und auch nur weil wir richtig platt waren. Wenn es sich um Essen gehandelt hätte, hätte man sagen können dass der Hunger es hineintreibt.
Nach einer Nacht im ständigen Alert-Mode(Hornissen im Lüftungssystem) sind wir dann um 8 Uhr in die direkt in der Nähe liegende Palastanlage gegangen – der einzige positive Punkt den diese Übernachtungsmöglichkeit hatte! Aber die Preistafel auf der die Zimmer auch stundenweise angeboten werden, haben wir leider erst vor Ort sehen können. Nun denn, wir haben für Apfel und Eier bezahlt und auch genau dass bekommen – nur halt etwas verschimmelt.




Das absolute Highlight bei der Besichtigung des Kaiserpalastes waren wir selbst – in klassischen asiatischen Outfits mussten wir irgendwann die Flucht ergreifen vor den fotowütigen Chinesen.




Anschließend ging es mit Bus 227 zum Beiling Park und dem darin liegenden toten Huang Taiji – dem Gründer der Qing-Dynastie. Bus 227 gibt es übrigens nicht (mehr oder was auch immer), deswegen musste mal wieder eines der einheimischen Taxis herhalten.
Im Park selbst hatten wir eine riesen Gaudi mit unserer gemieteten 4er Rikscha, die wir ohne Kaution bekommen haben. Den ursprünglichen Plan – dem Vermieter einfach nur ein Lenkrad zurück zu geben – haben wir aber nicht durchgeführt.






Nach anstrengender Grab- und Parkbesichtigung haben wir uns dann wieder auf den Weg zum Bahnhof gemacht um unseren Nachtzug (Weichschläfer)nach Harbin zu nehmen. Leider nicht so gut und lange geschlafen wie wir es gut gefunden hätten, aber eine deutliche Steigerung des Wohlfühlfaktors nach der vorherigen Nacht. So rein orientierungsstechnisch wäre es übrigens um einiges schlauer, wenn die Beleuchtung im Zug noch eingeschaltet wäre wenn die Reisenden in den Zug einsteigen. Aber vermutlich wäre dann die Ansage „Ihr habt alle sofort zu schlafen“ nicht deutlich genug.

Morgens um sechs in Harbin eingetroffen. Müde. Kalt. Hungrig. Erst mal zu KFC um die Grundbedürfnisse wieder auf der Habenseite zu vereinigen und die Tagesplanung zu besprechen.
Als erstes haben wir uns die Sophienkathedrale und noch einige andere Gebetshäuser angeschaut. Anschließend die urige Zhongyang Dajie (Fußgängerzone) hochgeschlendert bis zum Denkmal der Flutkontrolle und somit auch zum Songhua Jiang. Ein recht breiter Strom für dessen Überquerung sowohl Boote als auch eine Seilbahn zur Verfügung stehen. Die Boote waren leicht verrostet und haben insgesamt nicht gerade einen sicheren Eindruck gemacht. Seilbahn war recht teuer. Wir haben uns also für den relativ sicheren Bootstod entschieden.







Auf der anderen Flussseite angekommen ließ sich unser ursprünglicher Plan – zum Tigerpark zu fahren und die Tiger mit Hühnern und Kühen zu füttern – nicht realisieren, da es kein einziges Taxi auf der sog. Sonneninsel gab. Plan B = etwas wirr durch den Park gelaufen und wieder über das Wasser zurück.



Dann haben wir uns erst mal von einem Taxifahrer verar… lassen weil wir einfach mal das Fünffache des normalen Fahrpreises bezahlt haben (Vergleichswert zur Rückfahrt).
Als Wiedergutmachung erwies sich unserer Timing beim Besuch des Glückstempels als perfekt. Vermutlich deswegen „Glückstempel“. Wir sind genau zur Gebetszeit dort gewesen und konnten dieser Zeremonie für mehr als eine Stunde folgen – dann war es aber auch genug der meditativen & monotonen Töne.







Also wieder zurück in die Innenstadt um alles nochmal im Nachtmodus zu sehen. Zwischendurch noch ein paar leckere traditionelle Teigtaschen gegessen und noch etwas Zeit totgeschlagen.






Die Rückfahrt war… ok, wir haben Glück gehabt, dass wir überhaupt Tickets bekommen haben. Aber die Bahn in China hat - was unintelligente Handlungen angeht - wohl ein deutsches Vorbild. Anders kann ich mir eine voll aufgedrehte Heizung in einem vollen Zug nicht erklären. Dementsprechend braucht man über Luftqualität & - quantität kein weiteres Wort zu verlieren.



 Die Fahrt hat planmäßig zehn Stunden gedauert und war wirklich nicht schön. Unsere Erwartungen waren wohl etwas übertrieben, als wir erfuhren dass wir „Softseats“ bekommen haben – übrigens eine sehr schöne, wenn auch irreführende Bezeichnung für die Holzklasse!

Wir haben es aber nach einem tollen Wochenende, mit sehr wenig und dann auch noch schlechtem Schlaf, trotzdem pünktlich in die Vorlesung am Montagmorgen um 10 Uhr geschafft! 

Schließen möchte ich diesen Eintrag mit einem Zitat von Florian, der unseren Trip kurz und prägnant beschreibt: „Ist schon ein Abenteuer, wenn man in China mit einem One-Way-Ticket in einen Zug steigt und nur drei chinesische Wörter auf dem Zettel hat“.

4 Kommentare:

  1. krasse scheisse.. bringst Du so ein Kostüm mit? :D

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  2. Du siehst toll aus in dem Kostüm.
    Wo hast Du es bekommen?
    LG Mapa

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  3. also kaufen wollte ich es mir nicht unbedingt, da es nicht gerade günstig ist - aber für Karneval wäre es schon eine riesen Gaudi mit dem Ding :-D

    Die Gewänder gab es im Kaiserpalast in Shenyang zum ausleihen und Spaß haben - und für die 20 Peng pro Nase hatten wir damit eine Menge Spaß!

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  4. Hey du in Fernost!
    ich verfolge mit Interesse und eigentlich immer einem Schmunzeln auf den Lippen deinen sehr unterhaltsamen Blog. Scheints eine Menge Eindrücke zu sammeln und viel Spaß zu haben :-)
    Wir sehen uns ja dann am Norwegentag!
    Viele Grüße und eine gute Reise noch
    Sabine
    P.S.: Glückwunsch auch zur Scheinfreiheit!!!

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