Nach einem sehr anstrengenden Donnerstag (Examination
& Party) ging es am Freitag um 19 Uhr erst mal nach Shenyang. Die 4,5
stündige Fahrt war aufgrund geselliger Mitreisender und einer guten Platzwahl
recht kurzweilig.
Um 0:30 Uhr haben wir dann in unserem Hostel eingecheckt
und hatten direkt mal den ersten großen Spaß des Abends. Die Bilder im Internet
sahen so schön aus… und dann sowas! Geschlafen haben wir – aufgrund etwas
schimmeliger Umstände in unseren Klamotten auf den Bettdecken. Und auch nur
weil wir richtig platt waren. Wenn es sich um Essen gehandelt hätte, hätte man
sagen können dass der Hunger es hineintreibt.
Nach einer Nacht im ständigen Alert-Mode(Hornissen im
Lüftungssystem) sind wir dann um 8 Uhr in die direkt in der Nähe liegende
Palastanlage gegangen – der einzige positive Punkt den diese
Übernachtungsmöglichkeit hatte! Aber die Preistafel auf der die Zimmer auch
stundenweise angeboten werden, haben wir leider erst vor Ort sehen können. Nun
denn, wir haben für Apfel und Eier bezahlt und auch genau dass bekommen – nur
halt etwas verschimmelt.
Das absolute Highlight bei der Besichtigung des
Kaiserpalastes waren wir selbst – in klassischen asiatischen Outfits mussten
wir irgendwann die Flucht ergreifen vor den fotowütigen Chinesen.
Anschließend ging es mit Bus 227 zum Beiling Park und dem
darin liegenden toten Huang Taiji – dem Gründer der Qing-Dynastie. Bus 227 gibt
es übrigens nicht (mehr oder was auch immer), deswegen musste mal wieder eines
der einheimischen Taxis herhalten.
Im Park selbst hatten wir eine riesen Gaudi mit unserer
gemieteten 4er Rikscha, die wir ohne Kaution bekommen haben. Den ursprünglichen
Plan – dem Vermieter einfach nur ein Lenkrad zurück zu geben – haben wir aber
nicht durchgeführt.
Nach anstrengender Grab- und Parkbesichtigung haben wir
uns dann wieder auf den Weg zum Bahnhof gemacht um unseren Nachtzug
(Weichschläfer)nach Harbin zu nehmen. Leider nicht so gut und lange geschlafen
wie wir es gut gefunden hätten, aber eine deutliche Steigerung des
Wohlfühlfaktors nach der vorherigen Nacht. So rein orientierungsstechnisch wäre
es übrigens um einiges schlauer, wenn die Beleuchtung im Zug noch eingeschaltet
wäre wenn die Reisenden in den Zug einsteigen. Aber vermutlich wäre dann die
Ansage „Ihr habt alle sofort zu schlafen“ nicht deutlich genug.
Morgens um sechs in Harbin eingetroffen. Müde. Kalt.
Hungrig. Erst mal zu KFC um die Grundbedürfnisse wieder auf der Habenseite zu
vereinigen und die Tagesplanung zu besprechen.
Als erstes haben wir uns die Sophienkathedrale und noch
einige andere Gebetshäuser angeschaut. Anschließend die urige Zhongyang Dajie
(Fußgängerzone) hochgeschlendert bis zum Denkmal der Flutkontrolle und somit
auch zum Songhua Jiang. Ein recht breiter Strom für dessen Überquerung sowohl
Boote als auch eine Seilbahn zur Verfügung stehen. Die Boote waren leicht
verrostet und haben insgesamt nicht gerade einen sicheren Eindruck gemacht.
Seilbahn war recht teuer. Wir haben uns also für den relativ sicheren Bootstod
entschieden.
Auf der anderen Flussseite angekommen ließ sich unser
ursprünglicher Plan – zum Tigerpark zu fahren und die Tiger mit Hühnern und
Kühen zu füttern – nicht realisieren, da es kein einziges Taxi auf der sog.
Sonneninsel gab. Plan B = etwas wirr durch den Park gelaufen und wieder über
das Wasser zurück.
Dann haben wir uns erst mal von einem Taxifahrer verar…
lassen weil wir einfach mal das Fünffache des normalen Fahrpreises bezahlt
haben (Vergleichswert zur Rückfahrt).
Als Wiedergutmachung erwies sich unserer Timing beim
Besuch des Glückstempels als perfekt. Vermutlich deswegen „Glückstempel“. Wir
sind genau zur Gebetszeit dort gewesen und konnten dieser Zeremonie für mehr
als eine Stunde folgen – dann war es aber auch genug der meditativen &
monotonen Töne.
Also wieder zurück in die Innenstadt um alles nochmal im
Nachtmodus zu sehen. Zwischendurch noch ein paar leckere traditionelle
Teigtaschen gegessen und noch etwas Zeit totgeschlagen.
Die Rückfahrt war… ok, wir haben Glück gehabt, dass wir
überhaupt Tickets bekommen haben. Aber die Bahn in China hat - was
unintelligente Handlungen angeht - wohl ein deutsches Vorbild. Anders kann ich
mir eine voll aufgedrehte Heizung in einem vollen Zug nicht erklären.
Dementsprechend braucht man über Luftqualität & - quantität kein weiteres
Wort zu verlieren.
Die Fahrt hat
planmäßig zehn Stunden gedauert und war wirklich nicht schön. Unsere
Erwartungen waren wohl etwas übertrieben, als wir erfuhren dass wir „Softseats“
bekommen haben – übrigens eine sehr schöne, wenn auch irreführende Bezeichnung
für die Holzklasse!
Wir haben es aber nach einem tollen Wochenende, mit sehr
wenig und dann auch noch schlechtem Schlaf, trotzdem pünktlich in die Vorlesung
am Montagmorgen um 10 Uhr geschafft!
Schließen möchte ich diesen Eintrag mit einem Zitat von
Florian, der unseren Trip kurz und prägnant beschreibt: „Ist schon ein
Abenteuer, wenn man in China mit einem One-Way-Ticket in einen Zug steigt und
nur drei chinesische Wörter auf dem Zettel hat“.